Beziehung & Zeitmanagement

Was das überhaupt miteinander zu tun hat - und acht richtig gute Tipps für Gespräche über Zeit mit deinem Partner

Hallo Du,

heute geht es hier um ein Thema, über das ich schon ganz lange einmal schreiben wollte: Beziehungen & Zeitmanagement. Was hat das eigentlich miteinander zu tun? Sehr viel, denn: Wir führen unser Leben nicht im luftleeren Raum, sondern gemeinsam mit anderen Menschen.

Ein schwarz-weiß Portrait von Kristina Priller, der Autorin des Blogs
Kristina Priller
Lesezeit: 10 Minuten
22.6.2024
Gespräche über Zeit: eine Person mit einem Telefon

Während meiner Schwangerschaft vertraute mir eine Freundin an, dass für sie die größte Umstellung in der Transformation zur Mutter die völlige Zeit-Unfreiheit war, die mit der Geburt des Kindes einsetzte. Wir sind auf einmal fremdbestimmt. Aber sind wir das wirklich nur, wenn ein Säugling komplett von uns abhängig ist?

Wenn wir mal ehrlich sind, dann geht auch mit einer Beziehung ein gewisser Grad an Zeit-Fremdbestimmung einher - schließlich teilt man den Alltag miteinander, und dazu gehört eben auch: die Zeit. Wie wir unsere Zeit verbringen, einteilen und einsetzen, ist von den Personen um uns herum abhängig - vor allem von der einen Person, mit der wir am meisten Zeit verbringen.

Unser Zeitmanagement und unser/e Partner:in sind untrennbar miteinander verwoben - und trotzdem reden wir miteinander zu wenig über unsere Zeit. Wir sprechen über Aufgaben und Termine, Verpflichtungen und Mental Load - und streifen dabei immer mal wieder das Thema Zeit, ohne es bewusst in den Mittelpunkt zu rücken. Es lohnt sich, das zu ändern!

Deshalb soll der heutige Steady-Beitrag dir einen kleinen Schubs geben, mit deinem Partner oder deiner Partnerin ein Gespräch über Zeit zu führen - und dir in acht Tipps zeigen, wie das erfolgreich gelingen kann. Denn unser ZeitGEFÜHL weicht häufig voneinander ab: Wir nehmen ganz unterschiedliche Situationen als hektisch oder stressig wahr und es fällt uns schwer, einmal durch die Brille unseres Gegenübers zu schauen. Geht man dazu in einen echten und offenen Austausch, tauchen oft gemeinsame Lösungen auf, die man vorher nicht sehen konnte.

Zum Beitrag gehört auch heute wieder ein Audio, damit ihr den Text auch hören könnt. Wenn ihr “The Happy Worklife” bei Spotify sucht und euch dort mit eurem Steady-Mitglieder-Login anmeldet, bekommt ihr neue “Folgen” auch dort automatisch angezeigt.

Inhalt

  1. Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht - den falschen aber schon
  2. Alles braucht ein Ziel, auch ein Gespräch
  3. Gut vorbereitet ist schon halb erfolgreich
  4. So geht aktives Zuhören
  5. So sendest du klare Botschaften
  6. Alles, was man mehr als zweimal macht, ist eine Tradition!
  7. Zeit ist ein Gefühl: Implikationen für Gespräche über Zeit
  8. Kreative Lösungsideen: alles mal ein bisschen anders machen

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⏰ Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht - den falschen aber schon

Wann immer du in deinem Leben auf den richtigen Moment für etwas wartest: Lass es! Den gibt es nicht. Es wird nie alles stimmen, irgendeinen Grund etwas nicht zu tun, gibt es immer. Das gilt natürlich auch für komplexere Gespräche mit dem Lieblingsmenschen. Es gibt aber schon Momente, in denen es ungünstig ist, ein Gespräch über Zeit zu beginnen: Mitten im Alltagstrubel, während man etwas anderes nebenbei tut, oder in einer Konfliktsituation.

Wenn ihr entscheidet, euch über eure Zeit zu unterhalten, dann solltet ihr für das Gespräch auch etwas Zeit haben. Jeder sollte die Chance haben, sich vorher ein paar Gedanken nur für sich selbst zu machen und für sich einige Fragen zu durchdenken und zu sortieren:

  • Wie verbringen wir unsere Zeit? Was steht im Fokus unseres Alltags?
  • Aus welchen Lebensbereichen besteht unser Alltag? (Beruf, Haushalt, Familie/Elternschaft, Paarzeit, Freunde, Hobbys, Ehrenamt,…)
  • Bin ich damit zufrieden, wie ich meine/wir unsere Zeit verteilen?
  • An welchen Stellen bin ich unzufrieden und wünsche mir Veränderung?
  • Wann habe ich Zeit für mich? Finde ich das ausreichend - und was tue ich damit?
  • Was wünsche ich mir von meinem Partner/meiner Partnerin in Bezug auf meine/unsere Zeit?

Wenn du ein Gespräch über Zeit führen möchtest, dann gib deinem Gegenüber etwas Zeit, sich darauf einzustellen. Erläutere, warum du das tun möchtest, und schlage einen Zeitpunkt und einen Ort vor. Achte darauf, dass ihr nicht gehetzt seid und ausreichend Zeit habt, eure Gedanken auszutauschen.

Apropos Ort: es macht Sinn, ein solches Gespräch nicht zu Hause zu führen. Denn dort sind wir viel zu schnell im Arbeitsmodus und sehr leicht ablenkbar - einer beginnt nebenbei die Spülmaschine auszuräumen, dann ruft ein Kind oder der Paketbote klingelt. Verschafft euch Raum für ein Gespräch über Zeit - in einem Café, oder vielleicht auf einem Spaziergang?

Wenn man miteinander geht, hat das gleich mehrere positive Effekte: die Bewegung und die frische Luft hilft uns beim Denken - wissenschaftlich bewiesen! Außerdem schauen wir uns beim gemeinsamen Spazieren nicht an - sondern gemeinsam nach vorne. Das klingt banal, wirkt sich aber sehr auf die Dynamik des Gespräches aus. Denn wir hören mehr zu und formulieren Gedanken zu Ende, ohne schon vorher durch die Mimik des Gesprächspartners abgelenkt zu sein.

Ein weiterer Vorteil: Gesprächspausen werden weniger unangenehm. Wenn wir uns gegenübersitzen und ansehen, fühlen sich Momente, in denen niemand etwas sagt, sehr schnell unangenehm an. Im Gehen ist das anders, hier kann man viel besser einen Gedanken kurz sacken lassen und sich etwas Zeit nehmen, bevor man antwortet.

🎯 Alles braucht ein Ziel, auch ein Gespräch

Damit meine ich nicht: Wie du am besten dein persönliches Ziel durchsetzt - zum Beispiel mehr Zeit für ein Hobby zu haben. Bei eurem Zeit-Gespräch sollte es nicht um gewinnen oder verlieren gehen, oder um Forderungen, denen nachgegeben wird oder eben nicht. Der beste Weg, um zu verhindern, dass aus einem Austausch ein Kräftemessen wird, ist ein gemeinsames Ziel zu definieren.

Das könnte zum Beispiel sein, ein gemeinsames Verständnis dafür zu bekommen, wo die Schwerpunkte (oder Knackpunkte) eurer Zeitverteilung liegen. Oder eine gemeinsame Bestandsaufnahme zu machen: Wohin geht eure Zeit eigentlich? Wer kann wie frei über seine Zeit bestimmen?

Überlegt euch zu Beginn des Zeit-Gespräches also als erstes: Womit wollen wir heute hier rausgehen - was wollen wir mit diesem Gespräch erreichen?

👀 Gut vorbereitet ist schon halb erfolgreich

Es ist schon erstaunlich: auf wichtige berufliche Gespräche bereiten wir uns akkurat vor - wichtige private Gespräche führen wir gerne spontan, ohne groß darüber nachzudenken. Weil das Thema gerade aufploppt oder es sowieso gerade einen Konflikt gibt, der gelöst werden muss.

Auch bei privaten Gesprächen macht ein wenig Vorbereitung aber Sinn: So kannst du vorher deine Gedanken sortieren, Beobachtungen verständlich formulieren und dem Gespräch auch eine Struktur geben. Sonst läuft es manchmal in eine ganz andere Richtung als geplant.

Mein Tipp: Schreibe dir selbst einen Brief, in dem du dir erklärt, was du im Gespräch ansprechen möchtest und festhältst, welche Punkte für dich wichtig sind. So fokussierst du dich automatisch auf das, was relevant ist und kannst einmal alles “durchdenken”, bevor ihr ins Gespräch startet.

👂🏻 So geht aktives Zuhören

Was, aktives Zuhören - kann man auch passiv zuhören? Ja, kann man. Das Konzept des aktiven Zuhörens stammt vom amerikanischen Psychologen Carl R. Rodgers, und das Ziel liest sich erstmal banal: emphatisch und offen dem Gesprächspartner Aufmerksamkeit schenken, wirklich verstehen wollen, worum es ihm geht und ihm Akzeptanz entgegenbringen.

Denkst man aber noch einmal genauer darüber nach, dann stellen wir fest. Wir hören oft zu, und formulieren parallel in unserem Kopf schon unsere nächste Antwort auf das Gesagte. Beim aktiven Zuhören ist es deshalb wichtig, diese Punkte zu berücksichtigen:

  • Sich ausreden lassen und nicht unterbrechen
  • Offene Fragen zu stellen, um den Gesprächspartner besser zu verstehen (offene Fragen = Fragen, auf die man nicht mit Ja oder Nein antworten kann)
  • Augenkontakt halten und sich dem Gesprächspartner zuwenden
  • Ablenkungen vermeiden
  • Inhalte spiegeln: in eigenen Worten zusammenfassen, was der andere gesagt hat, um sicherzustellen, dass man es richtig erfasst hat

Das kann hier natürlich nur eine winzig kleine Zusammenfassung sein (hier findest du noch weitere Infos) - aber es lohnt sich, das aktive Zuhören bewusst zu trainieren.

🗣️ So sendest du klare Botschaften

Aktiv Zuhören und sich um Verständnis bemühen bedeutet nicht, die eigenen Botschaften “weichzuspülen” und durch die Blume zu formulieren. Gerade in Beziehungen, in denen man sich schon lange sehr gut kennt, denken wir oft: Ach, das muss er/sie doch WISSEN. Oder zwischen den Zeilen herauslesen.

Was wir da erwarten, ist Gedankenlesen - und das macht Kommunikation grundsätzlich sehr viel schwieriger, als sie sein müsste. Direkt geradeheraus zu sagen, was man meint und denkt, haben wir aber nicht gelernt - vor allem Frauen nicht. Wir haben ein Konzept von Höflichkeit im Kopf, bei dem man direkte Botschaften als “mit der Tür ins Haus fallen” einordnet und eher negativ bewertet. Davon müssen wir uns etwas befreien! Ich sage nicht, dass du jetzt wie die Axt im Wald kommunizieren sollst, aber versuche doch einmal ganz klar zu formulieren, was du dir wünscht und was du über eure Zeitverteilung denkst. So kurz und simpel wie möglich!

🔄 Alles, was man mehr als zweimal macht, ist eine Tradition!

Einmal ist keinmal, danach wird es eine Tradition - das gilt auch für Zeitgespräche in Beziehungen. So etwas sollte man regelmäßig machen! Erstens ist es dann nicht mehr so eine große Sache, und man entwickelt Routine im Austausch über Zeit. Zweitens: Unser Alltag ändert sich ständig, und damit auch unsere Zeitverteilung. Der Gesprächsstoff geht einem also eigentlich NIE aus.

Das ist also jetzt dein kleiner Schubser, das Ritual der Zeitgespräche in deiner Beziehung zu etablieren.

💕 Zeit ist ein Gefühl: Implikationen für Gespräche über Zeit

Nachdem ich jetzt viel über den Gesprächsrahmen und -techniken geschrieben habe, möchte ich in den letzten beiden Punkten nun noch einmal etwas inhaltlicher werden. Bei Gesprächen über Zeit muss man beachten, dass der Austausch dazu auf zwei Ebenen stattfinden kann - der Gefühlsebene und der Sachebene. Wir haben ein Zeitgefühl, dass uns sagt, ob wir viel oder wenig Zeit mit etwas verbringen - wenn wir darüber sprechen, müssen wir uns immer bewusst sein, dass es um ein GEFÜHL geht. Das bedeutet: wir reden über subjektive, individuelle Wahrnehmung und es gibt kein richtig oder falsch.

Natürlich können wir Zeit aber auch faktisch erfassen und in Daten ausdrücken - redet ihr darüber, befindet sich das Gespräch auf der Sachebene und es gibt wahre Fakten, an denen man nicht rütteln kann. Oft fehlt diese Ebene von Zeit im Privatleben allerdings - und es ist eine Überlegung wert, ob man diese Daten nicht mal für eine Weile über eine Zeiterfassung sammelt, um eben auch über Fakten sprechen zu können.

Wichtig ist mir, dass ihr euch im Gespräch bewusst macht, auf welcher Ebene ihr gerade über Zeit redet. Wenn Sätze fallen, wie “NIE bist du da, wenn ich…” seid ihr auf der Gefühlsebene - und die eigentliche Aussage ist: “Ich fühle mich von dir alleingelassen mit…”. Wenn man dann antwortet mit “Aber letzte Woche Dienstag habe ich…”, dann findet die Antwort auf der Sachebene statt und geht deshalb völlig an der eigentlichen Gefühlsaussage vorbei.

Mein Tipp: Ich-Botschaften (Ich fühle…, Ich nehme wahr…, Für mich wirkt es so, als ob…) statt Zeitwörter (immer, nie, ständig, andauernd) benutzen, wenn ihr auf der Gefühlsebene unterwegs seid.

💡 Kreative Lösungsideen: alles mal ein bisschen anders machen

Man versteht einen Menschen besser, wenn man mal ein paar Meter in seinen Schuhen gegangen ist. Gegenseitiges Verständnis fällt leichter, wenn man mal kurz in das Leben des anderen hereingeschlüpft ist - deshalb möchte ich dir hier sehr ans Herz legen, Aufgaben und Verantwortungen auch mal zu tauschen.

Gerade, wenn es um Zeit geht, muss man manche Dinge selbst erfahren und fühlen, um sie wirklich nachvollziehen zu können. Dein Partner kann nicht verstehen, dass du nach dem “Kinder ins Bett kämpfen” total fertig bist? Du verstehst nicht, was an dem bisschen Ablagekram so anstrengend sein soll? Dann tauscht doch einfach mal! Glaubt mir, es wirkt Wunder für das gegenseitige Zeitverständnis.

Aufgaben für die nächste Woche
  • Sage deinem/r Partner:in in einem ruhigen Moment, dass du gerne mal über eure Zeitverteilung sprechen möchtest.
  • Macht einen Termin für das Gespräch aus - vielleicht in Verbindung mit einem schönen Spaziergang?
  • Überlege vorher: Was sind eure großen Herausforderungen in Sachen Zeit? Wo hakt es und wo entstehen immer wieder Konflikte?
Doadbereich

Hier geht es zum Downloadbereich: Du findest hier alle bisher veröffentlichten PDFs thematisch sortiert zum Herunterladen. Die Dokumente liegen in “pcloud”, das ist ein Anbieter der ähnlich funktioniert wie Dropbox. Du musst nichts installieren und kein Passwort eingeben, der Link gibt die Datei frei.

Die Enge-Freunde-Liste auf Instagram macht eine kurze Pause: Ich habe alle aufgenommen, die sich bisher gemeldet haben - aber dort wurden eigentlich quasi keine Fragen gestellt - also ist das Tool wohl nicht das richtige. Ich denke mal etwas darauf herum, und überlege mir eine Alternative, ok? Falls ihr dazu eine Idee habt, wie wir uns hin- und wieder persönlicher austauschen könnten, meldet euch gerne!

Hab’ ein wunderschönes Wochenende!

Liebe Grüße - wir lesen uns in sieben Tagen wieder,

Unterschrift

Du bist hier genau richtig, wenn...

...du nie genug Zeit für alles hast und dein Alltag einfach ein paar Stunden mehr bräuchte!

Hi, ich bin Kristina und ich schreibe hier über Zeitmanagement und Alltagsorganisation - aber anders, als du es gewohnt bist. Hier geht es nicht um "mehr schaffen in weniger Zeit", sondern darum, wie du bewusst mit deiner Zeit umgehen kannst und einen Alltag gestaltest, der dich zufrieden macht. Ich habe das gelernt, als mein Leben 2019 eine Vollbremsung gemacht hat.

Kristina Priller, die Autorin des Blogs sitzt auf einer Treppe.