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„Nur mal eben ganz kurz…“ – 5 Worte, die dir Zeit klauen
Wir alle kennen sie, die kleinen Momente im Alltag, die mit den Worten „Nur mal eben ganz kurz…“ beginnen und bevor wir es merken, sind Stunden vergangen. Eigentlich kein Problem, wäre da nicht diese blöde Sache, dass die Woche 7 Tage und diese jeweils nur 24 Stunden haben. Wenn auch in deinem Alltag Zeit für dich und die Dinge, die dir am Herzen liegen, permanent zu kurz kommt, dann solltest du hier weiterlesen! In dieser 3-teiligen Reihe gebe ich dir eine Reihe von Impulsen und Tipps, wie du Zeitfresser in deinem Alltag erkennen kannst. Hier findest du Teil 2 zu XX und Teil 3 zu XX. (LINK)
Denn wir gehen den Zeitfressern in unserem Alltag mal wirklich auf den Grund: Was stiehlt uns die Zeit, die wir eigentlich für wichtige Dinge einsetzen wollen? Oder in der wir etwas für uns tun, uns entspannen oder weiterbilden wollen? Warum schauen wir so oft so unzufrieden auf unsere Wochen zurück – mit einem seufzenden „Ach, die Zeit rennt“ und dem unguten Gefühl, dass sie nicht nur rennt, sondern uns wegrennt.
Zeitfresser sind aber nur EIN Grund für dieses Gefühl: ein anderer Grund ist eine überambitionierte Wochenplanung, die nur wenig Kontakt zu deinem realen Alltag hat. Im „uns viel zu viel vornehmen“ sind wir alle echte Meister – und auch das macht dich ziemlich sicher am Ende unzufrieden.
Wir können Zeit nicht fühlen
Zeit ist ein abstraktes Konstrukt. Das bedeutet: wir haben keinen Sinn, mit dem wir Zeit empfinden können. Zumindest nicht so klar, wie wir hell und dunkel oder laut und leise unterscheiden. Wir haben ein Zeitgefühl – aber das ist leider alles andere als wirklich verlässlich, denn es hängt stark mit unseren Gefühlen zusammen. Wie lange oder wie kurz etwas dauert, können wir nur mit Hilfsmitteln feststellen: einer Uhr, dem Tageslicht – oder auch unserem Erschöpfungslevel.
Immer wieder auf Zeitfresser hereinzufallen ist also kein persönliches Versagen oder eine Charakter- oder Disziplinfrage, sondern liegt zu einem gewissen Grad in unserer Natur. Das heißt aber nicht, dass wir nichts dagegen tun können!
Wie du Zeitdieben auf die Schliche kommst
Also: Du hast bestimmt schon ein Bauchgefühl, was die Dinge sind, die dir am meisten Zeit stehlen. Netflix oder Social Media (dazu gibt es HIER mehr) beispielsweise. Manche Dinge haben wir aber auch gar nicht auf dem Schirm, weil sie in unserer Aufmerksamkeit weniger Raum einnehmen. Am einfachsten findet man sie, indem man wirklich mal für einige Tage stur aufschreibt, was man so gemacht hat und was wieviel Zeit gekostet hat.
Diese Art von Zeittracking klingt wahnsinnig langweilig – und ich bin ganz ehrlich: ist es auch. Es ist eine Fleißarbeit, aber eine Erkenntnisreiche! Wenn du es besonders genau machen möchtest, dann schreibe doch bei den geplanten Aufgaben auf, wie lange du gedacht hast, dass du dafür brauchts – und wie lange es dann tatsächlich gedauert hat.
Das Ganze kannst du handschriftliche festhalten, so mache ich das am liebsten. Ich bin da eher oldschool unterwegs. Du kannst es aber natürlich auch digital machen, mit ZeiterfassungsApps wie beispielsweise Clockify oder Toggl.
Meine ganz persönlichen Zeitfresser im Alltag
Weißt du, was meine Zeitfresser im Alltag sind? Vielleicht hilft dir das ja auch DEINEN auf die Schliche zu kommen! Ich habe festgestellt, dass die Produktion von Content, der kein Text ist, mich immer sehr viel mehr Zeit kostet, als ich denke. Egal ob Fotos, Grafiken oder ganz schlimm „Video“, ich brauche dafür sehr viel länger als ich denke. Weil es so fix ginge, wenn ich es aufschreiben würde und „Textproduktion“ immer meine zeitliche Maßeinheit für das Einschätzen von Aufwänden ist.
Ein anderer Zeitfresser sind Hausaufgaben. Nein, nicht meine, die meines Kindes! Dabei mache ich eigentlich absolut GAR nichts, außer regelmäßig daran zu erinnern, anzufangen, weiterzumachen und dranzubleiben. Diese ständigen Reminder kosten unfassbar viel Zeit – hätte ich niemals für möglich gehalten. Platz Nummer 3 bekamen E-Mails: Was habe ich Zeit aufgewendet, um perfekt formulierte Mails zu verfassen. Dafür, dass der Empfänger die dann querliest und in einen Ordner verschiebt. Mache ich seitdem nicht mehr. Falls du auch so ein Overthinker bist: Denke mehr daran, wieviel Zeit der Empfänger tatsächlich aufwendet, um deinen Text zu lesen und wieviel Zeit du reingesteckt hast, um die Mail zu verfassen. Das kuriert dich bestimmt genauso schnell wie mich.
Natürlich habe ich ein Zeitgefühl!
Naja, ein ZeitGEFÜHL schon. Aber eben nur ein Gefühl! Ich habe ja schon erklärt, dass wir keinen Sinn für die exakte Erfassung von Zeit haben. Wir können nicht intuitiv feststellen, wenn eine Stunde vorbei ist. Machen wir etwas Schönes, was und Freude macht, vergeht eine Stunde wie im Flug. Machen wir dagegen eine Stunde lang lästige nervige oder langweilige Aufgaben, zieht sich jede einzelne der 60 Minuten wie Kaugummi in die Länge.
Es hilft uns deshalb ganz enorm, wenn wir Zeit sichtbar und fühlbar machen. Probiere ein bisschen aus, wie das für dich aussehen kann – meine einzige Bedingung: dein Smartphone ist raus. Und zwar sowohl als Uhr-Ersatz, Timer, Wecker oder um es als Erinnerungsfunktion zu nutzen. Denn in deinem Smartphone ist die Ablenkung automatisch eingebaut: zu viele verlockende Apps, deine E-Mails – oh, da hat gerade die Freundin ein Fotos per WhatsApp geschickt! Du siehst, worauf ich hinauswill, oder?
Um unserem Empfinden für Zeit auf die Sprünge zu helfen, brauchen wir Hilfsmittel, die weniger ablenkend sind und uns „on track“ halten, statt uns permanent selbst von aus unserer Konzentration herauszuschubsen.
Zeit besser im Blick behalten
Womit kann das gelingen? Für den einen reicht schon eine Uhr auf dem Schreibtisch oder an einer strategisch günstigen Stelle an der Wand aus. Mir nicht. Ich ignoriere Uhren um mich herum gekonnt – bis zu dem Moment, an dem ich draufschauen, einen riesigen Schreck kriege und feststelle: Schon SO spät - Shit! Ich brauche etwas Penetranteres, einen Timer! Das hilft mir dabei, unüberhörbar festzustellen, wie viel Zeit vergangen ist und wieviel davon noch übrig ist. Ein Timer ist für mich auch ein wunderbarer Ansporn, mich nicht in Perfektionismus zu verlieren und es einfach auch mal bei „gut genug“ zu belassen. Das ist übrigens der „Gleich kommt Besuch-Aufräum-Effekt“ – nie schaffst du sonst so viel in so kurzer Zeit!
Neben dem klassischen Kurzzeit- oder Küchenwecker gibt es aber noch ein anderes praktisches Tool, das Zeit wunderbar sichtbar macht: den TimeTimer! Er zeigt durch ein farbiges Feld an, wieviel der eingestellten Zeit schon verstrichen ist – hilft Kindern bei den Hausaufgaben und mir beim Buchhaltung durchziehen.
Auch Sanduhren erfüllen diesen Zweck – zwar etwas weniger genau, aber ausreichend. (Und vielleicht optisch etwas ansprechender, wenn dir das wichtig ist.) E-Mails beantworten? Eine Sanduhr lang! Mit der Kollegin etwas telefonisch besprechen? Solang die Sanduhr läuft. Eine schnelle Haushaltsrunde ohne Perfektionismus? Sanduhr stellen, fertig, los!
Ein super simples Tool, um Zeit besser zu erfassen: dein Kalender
Ein Kalender kann viel mehr, als sich Termin zu merken. Leider ist das oft alles, wozu wir diese App nutzen – dabei steckt noch so viel mehr Potenzial drin. Unser Kalender kann uns einen perfekten Überblick verschaffen, wieviel Zeit wir heute eigentlich haben. Wenn wir ihn denn richtig benutzen…
Und da sind wir gleich schon beim Grundproblem: viele Kalender sind nicht gut gepflegt und schlicht unvollständig. Dein Tag heute sieht beim Blick in den Kalender superleer aus, nur zwei Termine – also schreibst du munter sieben bis zehn To Do’s auf deine Liste. Abends hast du davon zwei erledigt und bist frustriert, schließlich hast du heute NICHTS geschafft.
Hättest du in deinem Kalender auch Pendelzeiten, Mittagspausen, Kindertermine am Nachmittag + Fahrzeiten und Zeitblöcke für das tägliche „Grundrauschen“ (Spülmaschine ein- und ausräumen, Essen machen, Duschen, Sport) gefunden, wäre dir von vornherein klar gewesen: das mit den zehn Aufgaben ist ein süßer Traum, aber weit entfernt von der Realität. Klar, es ist ein bißchen Mühe, das alles in den Kalender einzutragen – wobei: eigentlich gar nicht so viel, denn viele unserer Zeitblöcke wiederholen sich täglich oder wöchentlich. Das schreit also geradezu nach einer Terminserie!
Das Ergebnis mag dir auf den ersten Blick nicht gefallen, denn man sieht sehr gut, dass wir gar nicht so viel Zeit haben, wie wir immer glauben. Unsere Tage sind gut gefüllt – und das ist auch der Grund, warum wir uns oft so unproduktiv fühlen: wir nehmen die vielen kleinen Routineaufgaben gar nicht mehr wahr. Weder als erledigte Aufgabe, noch in unserer Zeitwahrnehmung.
Zeit ist unflexibel: Was nicht passt, passt eben nicht
Der Kalender zeigt uns auch knallhart: Zeit ist unflexibel, sie lässt sich nicht dehnen, ausweiten, es gibt keine Abkürzung und man kann nicht mit ihr verhandeln. Zeit ist Zeit. „Nur mal eben schnell“ – kostet Zeit, auch wenn wir glauben, die Uhr – und uns selbst – austricksen zu können.
Was nicht in unseren Alltag passt, können wir nur passend machen, indem wir unseren Alltag verändern, unsere Routinen anschauen und reflektieren ob unsere Tage wirklich das Leben abbilden, das wir führen möchten. Man kann leider nichts in Wochen hinein quetschen ohne etwas anderes wegzulassen – oder zu kürzen. Oft fühlt sich das für uns aber nicht so an: Ich höre dich, während ich das schreibe quasi „aber das klappt schon!“ denken“. Ja, das klappt – aber nur, weil du diese Zeit bei dir einsparst. Bei deiner Freizeit, deinen Pausen, deinem Schlaf. Und da fällt es dir einfach weniger auf, als wenn du eine Aufgabe weglassen würdest.
Ich möchte dich gerne ein bißchen anschubsen, das kritisch zu hinterfragen. Wir brauchen nämlich gar keine Selfcare-Produktarmada mit ausgefallenen Spa-Wochenenden und „Finde zu dir selbst“-Kursen. Oft brauchen wir ganz einfach nur ein bißchen Zeit mit und für uns selbst. Und die sollten wir im Alltag weniger „wegsparen“.