Mehr Zeit für mich: 12 Dinge, die ich verändert habe

Als ich nach meiner Krebserkrankung wieder offiziell gesund war, war mit klar: ich mache etwas anders als vorher – ich will mehr Zeit für mich.

„Mehr Zeit für mich“ war der Auslöser für meine Zeitmanagement-Reise – und darüber habe ich schon oft geschrieben. Ich habe aber noch nie eine Sammlung erstellt, was ich den letzten Jahren eigentlich alles geändert habe – bis heute. Ich kann aber jetzt schon einmal sagen: das ist „work in progress“, weil ich nicht aufhöre, dazuzulernen.

Ein schwarz-weiß Portrait von Kristina Priller, der Autorin des Blogs
Kristina Priller
Lesezeit: 10 Minuten
30.5.2024
Viele Uhren aus Holz, die durcheinander fallen

1) Eine Zeitmanagement-Bestandsaufname: Alles geht leider nicht

Der Erzfeind von “Mehr Zeit für mich” ist “You can have it all”.  Ich glaube, es gibt wenige Sätze, die mich so wütend machen, wie dieser. Vielleicht noch “du kannst alles schaffen, du musst es nur wollen“. Solche Glaubenssätze habe ich – und du wahrscheinlich auch – im Laufe meines Lebens so aufgesammelt. Das Gemeine daran ist: Sie sind uns ebenso unbewusst wie sie unwahr sind.

Es gibt die 5/25 Regel von Warren Buffet: Schreibe 25 Ziele auf, markiere die fünf wichtigsten – die verfolgst du, die anderen 20 sind deine größten Ablenkungen, die du um jeden Preis vermeiden musst. Diese Übung fand ich wirklich wahnsinnig hilfreich, denn sie rückt ein Bild gerade: Ablenkungen sind nicht immer etwas, das von außen kommt. Wir können unsere Aufmerksamkeit auch mit zu vielen Zielen zergliedern – und so zu wenig Zeit für uns übrigbehalten.

2) Warum ich mich nicht mehr auf mein Zeitgefühl verlasse

Zeitgefühl ist genau das: ein Gefühl. Und unsere Gefühle sind einfach keine objektiven Ankerpunkt in unserem Alltag. „Ich habe überhaupt keine Zeit für mich selbst“ ist erstmal ein solches Gefühl, das mir angezeigt hat: ich muss was in meinem Alltag verändern. Vor allem aber musste ich zuerst einmal dem Gefühl ein paar Zahlen, Daten und Fakten spendieren und mich fragen, ob es auch den Tatsachen entspricht.

Ein Time Tracking (= einmal genau über mehrere Tage hinweg ein Zeit-Tagebuch zu führen) machen also immer dann Sinn, wenn unser Zeitgefühl uns etwas sagen möchte – als Fact Check sozusagen. 😉 Und damit können wir dann auch direkt eine Sache feststellen, die ebenso wichtig ist: Wohin geht unsere Zeit denn eigentlich, wenn wir sie nicht für uns einsetzen?

3) Was „muss“ ich eigentlich wirklich?

Auch eine Sache, die ich ganz oft gesagt habe: Ich muss noch… Ne, muss ich nicht. Genaugenommen MUSS man ziemlich wenige Dinge im Leben. Ich habe mir also angewöhnt „Ich möchte noch…“ zu sagen oder „Ich habe mich entschieden, XY zu tun“ – und wenn sich das komisch anfühlt und irgendwie verrückt, dann frage ich mich, ob ich diese Sache überhaupt tun sollte. Die Antwort lautet überraschend oft Nein. Auch auf diese Weise kann man sehr gut mehr Zeit für sich selbst schaffen.

Zeitmanagement schafft Ordnung: Weißer Schreibtisch mit Lampe und Holzuhr
Zeitmanagement-Minimalismus: Was muss ich eigentlich wirklich?

4) Eine Freundin sagt immer: „Follow the Freude“ – das habe ich gemacht

Wenn es etwas gibt, was mir gar keine Freude macht, dann versuche ich es zu verändern. Und wenn es sich nicht verändern lässt, dann gebe ich es auf. Die Frage, was mir wirklich Freude macht, ist oft gar nicht so leicht zu beantworten – denn wir belügen uns in dem Punkt gerne selbst. Wenn man mich gefragt hat, was mir am meisten Spaß macht, habe ich meistens erklärt, was ich richtig gut kann oder was mir besonders leichtfällt. Das kann aber etwas völlig anderes sein als das, was mir Freude macht.

Der Freude folgen ist ein guter Indikator für Zeit für uns selbst – denn womit, wenn nicht mit Freude, sollte die gefüllt sein?

5) Wie Social Media zum Stressfaktor wurde: Meine Contentpause

Manchmal steht man auch einfach zu nah vor der Tafel. So war es bei mir mit Instagram – dadurch, dass ich 2023 langsam in das Content-Game hineingerutscht bin, habe ich gar nicht gemerkt, dass ich immer mehr Zeit in Inhalte für die Plattform gesteckt habe. Und mich unter Druck gesetzt habe, dieses Aktivitätsniveau aufrecht zu halten.

Auch hier: ich habe bemerkt, dass es zum Stressfaktor wurde und mich gefragt, ob ich das eigentlich wirklich tun MUSS. Um das herauszufinden, bin ich Anfang April relativ spontan in eine Contentpause abgetaucht – und auf einmal war wieder mehr Zeit für mich und für andere Projekte da.

6) Ich habe inzwischen eine feine „Perfektionismus-Antenne“

Ich habe festgestellt, dass einer meiner größten Zeitfresser dieser hier ist: der Anspruch alles zu 100% zu erledigen. In den allermeisten Fällen hat man aber schon vorher ein „gut genug“ erreicht und steckt dann einen immensen Zeitaufwand in die Perfektionierung. Aufwand und Ergebnis stehen dann in einem ungesunden Verhältnis zueinander – und ich habe zu wenig Zeit für andere Dinge. Für mich, zum Beispiels.

Das nennt man übrigens „Pareto-Prinzip“ oder 80/20-Regel. Normalerweise merke ich ziemlich schnell, wenn ich mich wieder in etwas verbeißt – manchmal brauche ich aber einen kleinen Stups von außen. 

7) Ich plane auch meine freie Zeit – aus gutem Grund

Als Teenie hatte ich eine Liste „Things to do, when bored to death”, die ich liebevoll gepflegt habe. Wenn ich doch damals schon gewusst hätte, das die Momente in denen ich mich als Erwachsene langweilen würde, so selten werden! Das Grundprinzip war aber sehr clever: Sich vorab Gedanken machen, was man mit seiner freien Zeit anstellen kann – und genau das habe ich als Erwachsene wieder angefangen.

Denn Entscheidungen treffen kostet Energie. Wenn ich geschafft bin und eine Pause brauche, ohnehin nur wenig Zeit für mich zu Verfügung habe und DANN auch noch entscheiden soll, was ich jetzt gerne tun möchte – na dann greife ich halte zum Handy und scrolle 20 Minuten durch Instagram. Erholungseffekt: Nun ja. Die Zeit für mich rauschte dann irgendwie an mir vorbei. Ich plane also meine freie Zeit und trage „Buch lesen“ in meinen Kalender ein. Oder „Christina anrufen“ oder "Waldrunde". Und das funktioniert genauso gut wie meine Anti-Langeweile-Liste mit 14.

Zeitmanagement ist Energiemanagement: Foto von Füßen im Laub im Wald
Meine Morgenrunden sind fester Bestandteil meines Tages

8) Meine „Not To Do“-Liste

Je wichtiger The Happy Worklife für meine Berufstätigkeit wurde (über Steady, aber auch über Workshops und Beratungen), desto mehr Projekte habe ich gleichzeitig verfolgt. Steady machte den Anfang, dann kam der Newsletter, die Workshop, der Blog und demnächst auch noch E-Books und Beratungen hinzu. Es war relativ leicht, immer irgendwo etwas zu tun zu finden. Und so konnte ich mich ganz wunderbar verzetteln und habe „Zeit für mich“ viel zu oft über Bord geschmissen, weil ich das Gefühl hatte, niemals fertig zu sein.

Anfang des Jahres habe ich meine Planungsmethode noch einmal gravierend überarbeitet und auf den Kopf gestellt (LINK) und habe mir beispielweise angewöhnt, in Projekten zu denken. Damit das klappt, habe ich am Anfang auf ein Post-It immer eine Not-To-Do-Liste für den aktuellen Tag geschrieben, und darauf die Projekte festgehalten, die heute „nicht dran“ sind. Kein Verzetteln mehr, klarer Projektfokus und dann: Zeit für mich!

9) Der Nein sagen-Intensivkurs

Den habe ich während meiner Krebserkrankung belegt, denn: man kann während einer so intensiven Zeit kein People Pleaser sein, dafür reicht die Kraft einfach nicht. Ich habe also Nein sagen gelernt und es ist mir SO schwergefallen. Es gibt leider keinen Geheimtrick, den ich dir nun hier verraten könnte, leider ist das Nein sagen „einfach“ Übungssache. Aber: in jedem Nein steckt ein Ja zu dir selbst und mehr Zeit für dich. Es lohnt sich also schon, hin und wieder Menschen vor den Kopf zu stoßen oder ihnen auf die Zehen zu treten. 😉

Da ich meine Tage und meine Zeit ziemlich akribisch plane, weiß ich genau, welchen Teil ich ausfallen lassen müsste, um zu einer Frage „Ja“ zu sagen. Das macht es leichter, weil man nicht ein vages „ich habe später noch etwas Zeit (für mich)“ aufgibt, sondern etwas Konkretes, greifbares – zum Beispiel meine Lesezeit am späten Nachmittag.

10) Calendar Blocking: ich mache Zeit sichtbar

Seit vier Jahren arbeite ich mit Calendar Blocking und liebe es. Es bedeutet, Aufgaben als Termine in den eigenen Kalender einzutragen und hat damit eine ganz wichtige Funktion: Zeit sichtbar zu machen und mir zu zeigen, wieviel eigentlich in einen Tag hineinpasst. Und was eben nicht mehr passt.

Wir warten mit „Zeit für mich“ immer darauf, dass Zeit übrig ist, dass wir mit allem fertig sind, unsere Aufgaben erledigt haben und dann eben die verbleibende Zeit für uns nutzen. Dieser Moment ist wie der Goldtopf am Ende des Regenbogens: ein Mythos. Zeit für mich als Termin in meinen Kalender zu schreiben hat ganz viel verändert, weil es diese Zeit auch aufwertet und gleichberechtigt neben meine anderen Verpflichtungen stellt. 

11) Ich fülle keine Lücken mehr – und genieße die Dehnungsfugen in meinem Alltag

Jeder Alltag braucht Dehnungsfugen! Das sind die kleinen weißen, unverplanten Stellen in deinem Kalender – ohne die wir „Kante auf Kante“ planen und damit in Kauf nehmen, das kleine Verschiebungen sofort dazu führen, dass uns unser gesamter Plan um die Ohren fliegt. 

Es macht viel Sinn, diese Lücken einzuplanen und sie auch leer zu lassen – und nicht sofort mit Kleinkram zu füllen. An der Bahn mal das Handy in der Tasche zu lassen und nicht sofort Nachrichten zu beantworten. Wartezeiten einmal tatsächlich mit Warten zu verbringen. Wir fühlen uns an den meisten Tagen gehetzt und gestresst, weil wir - zusätzlich zu unserem ohnehin schon vollen Alltag - auch noch wahnsinnig effizient jede noch so kleine Lücke darin auffüllen. Mehr Zeit für dich kann auch sein, einfach mal kurz deinen eigenen Gedanken nachzuhängen und gar nichts produktives zu tun.

12) Meine Energiefresser und Energiespender-Liste

Ich journale regelmäßig und bringe meine Gedanken und Gefühle zu Papier, weil ich so gewissermaßen Buch über meine Energiefresser und Energiespender führe. Wir haben nämlich ganz oft Glaubenssätze im Kopf, was erholsam ist und was nicht – der Klassiker Schaumbad taucht da beispielsweise oft auf. Ich hasse baden! Nichts könnte für mich ferne von Entspannung sein, als in unbequemer Position im immer kälter werdenden Wasser herumzudümpeln… Zu wissen, was einen entspannt, erholt und neue Energie schenkt ist aber sehr wichtig, um freie Zeit für sich selbst auch wirklich gut nutzen zu können. Auf diese Weise sind meine morgendlichen Runden durch den Wald entstanden: ich habe zum wiederholten Male aufgeschrieben, wie herrlich ich das fand – und entschieden, das in meinen Alltag einzubauen. 

Zeitmanagement ist Selfcare: Foto einer Badewanne
Selfcare Schaumbad? Nicht für mich...


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Du bist hier genau richtig, wenn...

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Hi, ich bin Kristina und ich schreibe hier über Zeitmanagement und Alltagsorganisation - aber anders, als du es gewohnt bist. Hier geht es nicht um "mehr schaffen in weniger Zeit", sondern darum, wie du bewusst mit deiner Zeit umgehen kannst und einen Alltag gestaltest, der dich zufrieden macht. Ich habe das gelernt, als mein Leben 2019 eine Vollbremsung gemacht hat.

Kristina Priller, die Autorin des Blogs sitzt auf einer Treppe.